SaSaSummertime Sadness

Wenn der Wind silberne Fäden durch das Maisfeld zieht/

und das Grün des Sommers die Bäume schwärzt/

tröpfelt silbermattes Blei in meine Stirn./

Wenn der Speichel der Sehnsucht durch meinen Mund ins Leere fließt/

und Schmetterlingsflügel an Autoscheiben zerschellen/

verdunstet das Wollen auf dem Asphalt./

Die Buntheit der Welt prallt auf mein trübes Glas/

und fliegt mitten ins Grau zwischen die Augen./

Tanzt/

Wirbelt/

und keucht./

Aber ich will doch/

und kann nicht/

denn es ist Sommer.

Ein KochReiseFotoBuch und eine Liebeserklärung an Japan, von einem Fotografen, der schreiben kann.

Trotz der Gefahr, dass das Folgende übertrieben klingen mag, muss es gesagt werden: Wenn ich dieses Buch aufschlage, kommen mir jedes Mal die Tränen. So schön ist es. Beim Umblättern kann ich nicht anders, als liebevoll über die Seiten zu streichen. Denn dieses Buch ist ein Kunstwerk. Die Liebe und die Sorgfalt, die die Japaner ihrem Essen und seiner Zubereitung entgegen bringen, haben auch den Fotografen und seinen Verlag ermutigt, ein in jeder Hinsicht wunderbares Buch aufzulegen. Hochwertiges Papier machen das Durchblättern zu einem haptischen Vergnügen. Die Bilder könnten in einer Galerie hängen. Die Texte machen ausnahmslos Lust weiter zu lesen. Sie sind ganz wunderbar, zugleich informativ wie schön geschrieben. Kein Wort zu viel, keines zu wenig, genau richtig. Aber das Beste kommt noch das: Die Rezepte sind authentisch und zum großen Teil denkbar einfach nach zu kochen.

JapanbuchDieses Buch ist eine Liebeserklärung. An Japan und seine Seele, die sich in der Art und Weise der Zubereitung des Essens offenbart.

Zu den Rezepten: Einfache Gerichte aus der japanischen Alltagsküche wechseln sich ab mit Kreationen japanischer Küchengötter. Doch selbst deren Rezepte sind nicht schwierig nach zu kochen, denn wie so oft, kommt es auf die erstklassige Qualität der Zutaten an. Zu jedem Koch, zu jedem neuen Kapitel gibt es eine kleine, feine Geschichte und jeweils ein paar Rezepte, die in ihrer Gesamtheit alle japanischen Klassiker abdecken: Angefangen von der richtigen Zubereitung des Reis und der hausgemachten Dashi-Brühe über die liebevolle Befüllung der Bentoboxen bis hin zur piktografischen Anleitung, wie denn perfektes Sushi zu formen sei. Weiterhin gibt es Bilder und Rezepte über Tofu, Shabu-shabu, Oktopuskugeln, Udon, Matchagrüntee-Eis und vielen anderen Köstlichkeiten. Ein einziger Nicht-Japaner hat es in das Buch geschafft: Der österreichische Küchenchef und Sternekoch des Park Hyatt Hotel in Tokio (ja, das wo „lost in translation“ gedreht wurde).

Es gibt eine Fotostrecke zu Hanami, dem alljährliche Kirschblüten-gucken-Fest, sowie über den Tokioter Fischmarkt. Über das Baden in einem Onsen, einem traditionellen japanischen Badehaus mit seinen ganz eigenen Regeln. Der Nishiki-Markt in Kyoto wird beschrieben und der größte Friedhof des Landes in der Nähe des buddhistischen Tempels von Koya-San. Und natürlich der Grüne Tee, seine Reinheit, die Qualitäten, die Zubereitung und wo man den Besten hier in Europa, nämlich in der Schweiz, bekommt.

Es ist das erste Kochbuch, was ich jemals von hinten bis vorne durchgelesen habe. Und das mit Genuss. Es ist eben auch mehr als ein Kochbuch, nämlich ein Kochreisefotobuch.

Zum Titel: Japan – Kochreisefotobuch von Sylvan Müller, AT Verlag 2010

Sorry, für die kurzfristige Überschneidung: Alle Food-Themen sind jetzt umgezogen zu www.textbuerofoodart.de

Grandezza

Heute möchte ich von einer Person sprechen, die für mein Leben sehr wichtig war. Von meiner Großmutter. Dazu muss ich ein wenig ausholen und zuvor von einer anderen Person erzählen, die ich nicht kenne. Diese Person, eine Frau von fast 80 Jahren, zeigte eine Geste, vor Publikum, wie sie heute nur noch selten zu sehen ist, eine Geste, für die ich kein besseres Wort finde, als Grandezza.

Es war letztes Wochenende. Der Journalistinnenbund feierte sein 25-jähriges Bestehen. Und wir, die Regionalgruppe München, richteten die Feier aus. Ein volles, ein grandioses, ein hochwertiges Programm: Freitag Führung durch die heiligen Hallen der SZ und festlicher Empfang im bayrischen Landtag mit allem Pipapo. Danach gemeinsames Public Viewing im Glockenbachviertel (da haben wir noch gewonnen, gegen die Griechen, seufz). Am Samstag jede Menge inspirierender und ermutigender Workshops mit Hochkarätern wie Sabine Asgodom, Amelie Fried und Isabel Nietzsche sowie Bloggerinnen, Herausgeberinnen und anderen Journalistinnen. Abends Chillout in der goldenen Bar des Hauses der Kunst. Und schließlich am Sonntag der eigentliche Festakt im Bayrischen Rundfunk mit Verleihung des Nachwuchspreises sowie der der Hedwid-Dohm-Urkunde für ein journalistisches Lebenswerk. Dort war es, wo mir des öfteren die Tränen in den Augen standen. So ergreifend waren die Lebensgeschichten gestandener Journalistinnen, die sich zeitlebens für Frauenrechte eingesetzt haben. So nahe gehend die eingeblendeten Reportagen der jungen Kolleginnen. So großartig war die Stimmung in diesem Frauennetzwerk. Und überhaupt war ich wohl einfach überwältigt, wie viel tolle Frauen es gibt. Wie ermutigend!

Der Preis für die Nachwuchsjournalistinnen wurde vor zehn Jahren von der  in Köln lebenden Journalistin Marlies Hesse initiiert, das Preisgeld seitdem von ihr gestiftet. Das ist die Frau, die ich eingangs erwähnte. Nun wurde an diesem Sonntag vielen für vieles gedankt. Die Hände glühten schon längst vom Applaudieren. Auch Marlies Hesse wurde für ihr Engagement gedankt und -Überraschung- der Nachwuchspreis wurde in Marlies-Hesse-Preis umbenannt. Und nun kommt das, was mich blitzartig an meine Großmutter erinnerte. Die Art und Weise wie Frau Hesse die Würdigung annahm, das zeugte von einer inneren Größe, von einer Selbstverständlichkeit, mit der einem Dank und Anerkennung gebührt, ohne jemals arrogant oder selbstgefällig zu sein. Das war Haltung.  Sie strahlte Würde aus, Grandezza eben. So war meine Oma auch.

Dieses an tollen Input reiche Wochenende wurde dann abgeschlossen mit einer phantastischen Führung durch die aktuelle Frauen-Ausstellung der Pinakothek der Moderne. Es führte die Assistentin der scheidenden stellvertretenden Generaldirektorin der Bayerischen Staatsgemäldesammlung Carla Schulz-Hoffmann, die mit dieser Ausstellung ihrer Laufbahn einen würdigen Abschluss setzte. Diese junge, hoch engagierte und enthusiastische Assistentin nun, zeigte auf ihre Art Grandezza. Als die ersten von uns, erschöpft von dem Wochenende, das hinter uns lag, auf die wenigen Sitzhocker vor den Gemälden sanken, sah sie uns empört an: „Also, meine Damen, man steht vor der Kunst!

Nun, eigentlich wollte ich von meiner Großmutter erzählen. Doch wie so oft im Leben, kommt es anders als man denkt. Ein anderes Mal dann.

Nee, nee, keine Preisträgerinnnen. Hier nur das glücklich Orga-Team am Ende eines erfolgreichen Wochenendes. Ich hatte keine Zeit zu fotografieren, deshalb hier nur das offizielle Foto.

Nee, nee, keine Preisträgerinnnen. Hier nur das glücklich Orga-Team am Ende eines erfolgreichen Wochenendes. Ich hatte keine Zeit zu fotografieren, deshalb hier nur das offizielle Foto (von Eva Hehemann)