Grandezza

Heute möchte ich von einer Person sprechen, die für mein Leben sehr wichtig war. Von meiner Großmutter. Dazu muss ich ein wenig ausholen und zuvor von einer anderen Person erzählen, die ich nicht kenne. Diese Person, eine Frau von fast 80 Jahren, zeigte eine Geste, vor Publikum, wie sie heute nur noch selten zu sehen ist, eine Geste, für die ich kein besseres Wort finde, als Grandezza.

Es war letztes Wochenende. Der Journalistinnenbund feierte sein 25-jähriges Bestehen. Und wir, die Regionalgruppe München, richteten die Feier aus. Ein volles, ein grandioses, ein hochwertiges Programm: Freitag Führung durch die heiligen Hallen der SZ und festlicher Empfang im bayrischen Landtag mit allem Pipapo. Danach gemeinsames Public Viewing im Glockenbachviertel (da haben wir noch gewonnen, gegen die Griechen, seufz). Am Samstag jede Menge inspirierender und ermutigender Workshops mit Hochkarätern wie Sabine Asgodom, Amelie Fried und Isabel Nietzsche sowie Bloggerinnen, Herausgeberinnen und anderen Journalistinnen. Abends Chillout in der goldenen Bar des Hauses der Kunst. Und schließlich am Sonntag der eigentliche Festakt im Bayrischen Rundfunk mit Verleihung des Nachwuchspreises sowie der der Hedwid-Dohm-Urkunde für ein journalistisches Lebenswerk. Dort war es, wo mir des öfteren die Tränen in den Augen standen. So ergreifend waren die Lebensgeschichten gestandener Journalistinnen, die sich zeitlebens für Frauenrechte eingesetzt haben. So nahe gehend die eingeblendeten Reportagen der jungen Kolleginnen. So großartig war die Stimmung in diesem Frauennetzwerk. Und überhaupt war ich wohl einfach überwältigt, wie viel tolle Frauen es gibt. Wie ermutigend!

Der Preis für die Nachwuchsjournalistinnen wurde vor zehn Jahren von der  in Köln lebenden Journalistin Marlies Hesse initiiert, das Preisgeld seitdem von ihr gestiftet. Das ist die Frau, die ich eingangs erwähnte. Nun wurde an diesem Sonntag vielen für vieles gedankt. Die Hände glühten schon längst vom Applaudieren. Auch Marlies Hesse wurde für ihr Engagement gedankt und -Überraschung- der Nachwuchspreis wurde in Marlies-Hesse-Preis umbenannt. Und nun kommt das, was mich blitzartig an meine Großmutter erinnerte. Die Art und Weise wie Frau Hesse die Würdigung annahm, das zeugte von einer inneren Größe, von einer Selbstverständlichkeit, mit der einem Dank und Anerkennung gebührt, ohne jemals arrogant oder selbstgefällig zu sein. Das war Haltung.  Sie strahlte Würde aus, Grandezza eben. So war meine Oma auch.

Dieses an tollen Input reiche Wochenende wurde dann abgeschlossen mit einer phantastischen Führung durch die aktuelle Frauen-Ausstellung der Pinakothek der Moderne. Es führte die Assistentin der scheidenden stellvertretenden Generaldirektorin der Bayerischen Staatsgemäldesammlung Carla Schulz-Hoffmann, die mit dieser Ausstellung ihrer Laufbahn einen würdigen Abschluss setzte. Diese junge, hoch engagierte und enthusiastische Assistentin nun, zeigte auf ihre Art Grandezza. Als die ersten von uns, erschöpft von dem Wochenende, das hinter uns lag, auf die wenigen Sitzhocker vor den Gemälden sanken, sah sie uns empört an: „Also, meine Damen, man steht vor der Kunst!

Nun, eigentlich wollte ich von meiner Großmutter erzählen. Doch wie so oft im Leben, kommt es anders als man denkt. Ein anderes Mal dann.

Nee, nee, keine Preisträgerinnnen. Hier nur das glücklich Orga-Team am Ende eines erfolgreichen Wochenendes. Ich hatte keine Zeit zu fotografieren, deshalb hier nur das offizielle Foto.

Nee, nee, keine Preisträgerinnnen. Hier nur das glücklich Orga-Team am Ende eines erfolgreichen Wochenendes. Ich hatte keine Zeit zu fotografieren, deshalb hier nur das offizielle Foto (von Eva Hehemann)

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